Dennis Russell Davies gilt als führender Dirigent amerikanischer Musik. In diesem Konzert präsentiert er gemeinsam mit dem MDR-Sinfonieorchester und insgesamt fast 200 Mitwirkenden drei sehr persönliche Werke von Komponisten, die die US-amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts geprägt haben. Decoration Day bezeichnet den Tag, an dem in den USA der Gefallenen gedacht und deren Gräber geschmückt werden. Charles Ives verarbeitet in dem gleichnamigen Orchesterstück seine Erinnerungen an den Zug der Marching Band seines Vaters zum Friedhof und zurück in die Stadt.
In seinem Werk The Wound-Dresser vertont John Adams ein berühmtes Gedicht von Walt Witman, in dem dieser die leidvolle Realität des amerikanischen Bürgerkrieges in einem Lazarett schildert und sich gegen die Heroisierung des Krieges wendet. Thomas Hampson setzt sich leidenschaftlich für dieses Werk und seine Botschaft ein. Er übernimmt auch die Rolle des Sprechers in Leonard Bernsteins Sinfonie «Kaddish». Das groß angelegte, bewegende Werk ist John F. Kennedy gewidmet, der kurz vor der Uraufführung ermordet wurde. Es stellt Bernsteins persönliches Kaddish dar – ein Totengebet, in dem er sich gleichzeitig mit der jüdischen Tradition, aber auch mit Glaubenszweifeln auseinandersetzt.
Obwohl in allen drei Werken Tod, Leid und Verlust beklagt werden, bewahren sie einen typisch amerikanischen, optimistischen Grundton. Nicht zuletzt wird mit ihnen die heilende Kraft der Musik und der Gemeinschaft beschworen – und der Gemeinschaft, die auch durch ein gelungenes Konzert zustande kommen kann.
Das Konzert findet auch in der Elbphilharmonie Hamburg statt:
Mi 11 JAN 2023, 20 Uhr