Riesige Schatten liegen auf den vielen Szenen Neuer Musik im Gebiet der früheren Sowjetunion, das aktuell einmal mehr Schauplatz gewalttätiger geopolitischer Auseinandersetzungen ist. Der rege Austausch maßgeblicher Komponist*innen und Interpret*innen zwischen Tbilisi und Minsk, Eriwan und Moskau, Taschkent und Kyiv ist zum Stillstand, der Dialog zum Erliegen gekommen. Musik läuft wieder einmal Gefahr, auf nationale Selbstbehauptung und zum Propagandaschild vermeintlicher Überlegenheit reduziert zu werden. Mit dem mehrteiligen Konzert- und Diskursprojekt „THE TOWER OF BABEL“ entwirft das Klangforum Wien ein Programm, das kompromisslose künstlerische Positionen aus Armenien, Belarus, Estland, Georgien, Kasachstan, Lettland, Russland und der Ukraine zusammenbringt. Das Projekt erkundet im Wechsel zwischen Konzert und Gespräch das Neue in der Musik der heutigen postsowjetischen Gesellschaften.
Wie ein „Turm zu Babel“ soll das Projekt aus dieser aktuell so geschundenen Kulturlandschaft hervorragen: vielstimmig, nach wie vor utopisch und als Zufluchtsort wie Aussichtspunkt gleichermaßen strahlen.