Als Illia Ovcharenko sechs Jahre alt war und in Tschernihiw, Ukraine, lebte, nahm ihn seine Mutter zu einem Konzert mit, bei dem Tschaikowskys erstes Klavierkonzert aufgeführt wurde. Nach diesem Erlebnis erklärte Illia seiner Mutter, dass er Pianist werden wolle, wenn er erwachsen sei. Heute, kaum ein Dutzend Jahre später, zählt Illia Ovcharenko zu den gefeiertsten jungen Pianist:innen der Welt und konzertiert auf internationalen Bühnen.
Kürzlich wurde ihm der Sieg beim renommierten Honens International Piano Competition in Calgary, Kanada, zuteil – ein Wettbewerb, der „vollständige Künstler:innen“ sucht: eine Persönlichkeit, die technisches Virtuosentum, Durchhaltevermögen in herausfordernden Situationen und ein tiefgreifendes Verständnis für musikalische Texte zeigt, welches gleichermaßen intellektuell und emotional ist. Illia Ovcharenko hat zudem bei den Wettbewerben Busoni, Hilton Head, Horowitz und New York Piano höchste Auszeichnungen errungen.
In Illias Elternhaus war Musik kein allgegenwärtiges Element. Seine Mutter ist Computeringenieurin, sein Vater Sportler und Trainer. Dennoch stand ein altes Klavier in der Ecke des Wohnzimmers, und Illia begann darauf zu spielen, sobald er die Tasten erreichen konnte. Mit sechs Jahren erhielt er Gesangsunterricht, mit neun begann sein regelmäßiger Klavierunterricht, und mit zwölf trat er erstmals auf der Bühne der Nationalphilharmonie der Ukraine auf.
Obwohl seine Eltern anfangs unsicher waren, ob die Musik der richtige Lebensweg für ihren Sohn sei, unterstützten sie seinen Werdegang. Mit 13 zog Illia nach Kiew, um an einer Spezialschule für hochbegabte Musiker:innen zu studieren, und später nach Tel Aviv. Gegenwärtig lebt er in Hannover, wo er unter der Anleitung seines langjährigen Mentors Arie Vardi sein Masterstudium abschließt.
Für Illia Ovcharenko ist das Klavier mehr als ein Instrument – es ist ein wahrer Vertrauter, der ihn mit Freude erfüllt und ihm in schwierigen Momenten Trost spendet. Das Klavier offenbart ihm selbst und seinem Publikum, wer er wirklich ist. Seine größte Leidenschaft gilt der Live-Aufführung, in der er sich fühlt, als würden zwei Seelen – seine eigene und die des Komponisten – miteinander verschmelzen. Besonders wohl fühlt er sich im romantischen Repertoire. Abseits der Konzertbühne widmet sich Illia gerne sportlichen Aktivitäten – Roger Federer zählt zu seinen Idolen – und pflegt die Kunst des Origami.
In Zukunft möchte Illia seine Liebe zur Musik durch die Kombination von Lehrtätigkeit und internationalen Konzertreisen weitergeben. Bereits jetzt hat er mit namhaften Orchestern wie dem Symphonieorchester von La Monnaie in Brüssel, dem Jerusalem Symphony und dem Orchestre National d’Île de France konzertiert. Höhepunkte der Saison 2023/24 umfassen Debüts beim Toronto Symphony Orchestra, dem Sinfonieorchester Liechtenstein und Haifa Symphony sowie erneute Auftritte mit Calgary Philharmonic und Hilton Head Symphony. Nach seinem jüngsten Debüt in der Carnegie Hall wird Illia in der kommenden Saison in der Koerner Hall in Toronto, der Elbphilharmonie in Hamburg, dem Sendesaal in Hannover, dem Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf und der Salle Bourgie in Montréal auftreten.
„Es erfüllt mich mit großer Freude, wenn Menschen mich spielen hören und sagen, dass ich etwas Neues in ihr Leben gebracht habe oder sie für einen Moment ihre Sorgen vergessen konnten“, sagt er. „Das Klavierspiel ist oft eine weitaus bessere Form der Kommunikation, denn in diesem Prozess geschieht etwas zutiefst Intimes.“